Hypnose bei Prüfungsangst

Hypnose bei Prüfungsangst

Eines Tages meldetet sich Oskar bei mir. Er war Medizinstudent im 6. Semester. Das Studium fand er sehr spannend. Er war sehr wissbegierig und neugierig und hatte auch schon eine recht konkrete Vorstellung von dem, was er nach Abschluss des Studiums machen wollte. Soweit war alles eigentlich gut. Sein Problem war aber eine immense Prüfungsangst, vor allem bei schriftlichen Prüfungen. Er hatte bis jetzt zwar alle Prüfungen gemeistert, blieb aber immer mit den Ergebnissen im unteren Bereich. Das hätte er auch noch akzeptieren können, obwohl es weit unter seinem persönlichen Niveau lag. Bald stand die nächste Prüfung an und da er beobachtet hatte, dass seine Angst mit jedem Mal schlimmer wurde und dass es ihm schon beim bloßen an die Prüfung denken den kalten Schweiß auf die Stirn trieb und ihm schwindelig wurde, hatte er sich entschlossen etwas dagegen zu unternehmen. Seine Mutter, die selber aus anderen Gründen mal ein paar Hypnosesitzungen hatte, hat ihm dazu geraten, es doch mal mit Hypnose zu versuchen. Er selber hatte keinerlei Erfahrung damit und auch nicht so ein rechte Vorstellung, was da wohl auf ihn zukommen würde. Beim genaueren Betrachten seiner Situation zeigte sich, dass er kein Problem mit dem Lernen und Behalten der Inhalte hatte. Außerhalb der Prüfungen war sein Wissen direkt abrufbar. In der Prüfungssituation, hatte er aber irgendwie eine Blockade. Er beschrieb es so, als würde er zitterig und gehetzt in einem dunklen Schrank nach dem Inhalt suchen. Ab und zu bekam er ein bisschen etwas zu fassen, weshalb er dann bis jetzt schlussendlich immer noch bestanden hatte. In den mündlichen Prüfungen war es etwas anders, da für ihn dann der menschliche Aspekt auch dabei war. Auf die Frage, was er denn damit meine, sagte er: ich spüre, dass sie mir in der Regel nichts Schlechtes wollen. Oft wurde mir geholfen, indem sie die Frage nochmal anders formuliert haben, das hat mir Zeit gegeben. Oder wir reden ein wenig über die Antwort, so eine Art Diskussion. In dem Moment kommt mein Wissen wieder in den Fluss und dann läuft es automatisch.

In der Hypnose begibt er sich in die Situation der schriftlichen Prüfung. Und dabei beginnen wir zu dem Zeitpunkt, wo er seine Wohnung verlässt. Er kann es sehr gut fühlen, wie es ihm da geht. Nachdem er das Gebäude, in dem die Prüfung stattfindet, betreten hat und sich in den Raum und an den ihm zugewiesenen Platz begeben hat, ist die Blockade schon heftig. Während er nun da sitzt und versucht den Inhalt der Frage zu erfassen, setzen die typischen Symptome sehr stark ein. Oskar befindet sich in Hypnose voll in der Prüfungssituation und von außen ist sichtbar, wie er anfängt zu schwitzen und auch leicht zu zittern. Ich frage ihn, ob es gut wäre, wenn jetzt Leute auftauchen würden, die er mag. Er denkt erst kurz nach und meint dann: ja, es wäre schön, wenn meine Freunde einen Kreis um mich bilden würden. So tauchen also nach und nach seine besten Freunde auf aber auch Professoren, die er mag. Sie setzen sich im Kreis um ihn und er fühlt sich etwas wohler. Ich frage ihn, ob einer seiner Freunde mal eine der Prüfungsfragen vorlesen könnte. Er sucht sich Patrick aus, weil Patrick neulich die absurde Hausordnung so vorgelesen hat, dass hinterher alle am bodengelegen haben vor Lachen. Patrick liest nun also die Frage vor, mit gekonnt verstellter Stimme. Ich beobachte wie ein Lächeln auf Oskars Gesicht tritt und er aufhört zu zittern. Und während Patrick noch nicht einmal am Ende der Frage angekommen ist, hat Oskar die Antwort schon parat. So kommt dann nach und nach jeder im Kreis dran und es wird mehr und mehr zu einem Spiel und zu einem gleichmäßigen Fluss des Wissens ohne Blockaden. Oskar sagt, dass es ihm sehr gut geht und dass er nie angenommen hat, dass er sich in einer Prüfungssituation so fühlen könnte. Wir verankern dieses Gefühl und wir verankern auch dass die Freunde und Professoren innerlich wieder auftauchen in der realen Prüfungssituation.

Nach der absolvierten Prüfung schreibt er mir: …..ich kann es selber kaum glauben, aber es lief alles wunderbar. Jede Frage, die ich angeschaut habe, wurde mir innerlich von einem Freund vorgelesen und manchmal gab‘s sogar noch einen kleinen Witz dazu. Die ganze Prüfung über habe ich mich gut aufgehoben gefühlt. Es war als wären alle um mich herum und würden mich unterstützen. Und ich habe bestanden und zwar besser als vorher. Das ist natürlich auch sehr schön.  Aber dass ich mich in einer Prüfung so fühlen kann, macht mich richtig glücklich.

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Total alleine- wie Hypnose hilft