Keine Lust auf Sex - immer zu viel um die Ohren
22.5.2021
Wahrscheinlich weisst du schon, dass du kein Einzelfall bist, wenn im voll ausgefüllten Alltagstrott der Sex irgendwie auf der Strecke bleibt. Jeder Tag ist genau durchgetaktet. Abends sinkst du nur noch müde in die Kissen oder möchtest dich auf deine Weise entspannen.
Dann ist da dieses nagende Gefühl: Wars das jetzt? Du erinnerst dich an früher……da hast du dieses unglaubliche Prickeln gespürt….diese unbeschreibliche Lust auf Sex…aber heute. Du fragst dich: wird die Lust wiederkommen? Vielleicht wenn ich mal mehr Zeit habe? Warum war es in jüngeren Jahren ganz anders als jetzt, da gab es doch auch manchmal Stress und ich hatte trotzdem Lust? Stimmt was mit meinen Hormone nicht? Müssen wir vielleicht einfach mal andere Spielarten ausprobieren oder Sextoys benutzen um wieder mehr Leben hineinzubringen? Entfacht das vielleicht die Lust?
Und wahrscheinlich gibt es noch vielerlei Gedanken und Erklärungsversuche in dieser oder ähnlicher Richtung. Manchmal schwankt es zwischen Hoffnung und Verzweiflung, manchmal ist es irgendwie egal. Resignation macht sich breit. Aber irgendwie lässt dich das Thema nicht los.
Dann weisst du vielleicht auch nicht, wo du dir Hilfe holen könntest und ob man sich überhaupt Hilfe holen sollte. Denn schliesslich ist das doch etwas ganz Normales mit der Sexualität, was man kann oder können sollte. Vielleicht wird es ja wieder von selber besser….so wie man bei einer Erkältung auch sportlich nicht so aktiv sein kann und ist die rum, kommt das schon wieder mit dem Sport.
Vielleicht kannst du auch offener über das Thema sprechen mit deiner Partnerin oder deinem Partner oder mit Freunden. Möglicherweise hast du schon Tipps bekommen von ihnen, die mehr oder weniger hilfreich waren. Manchmal abends oder wenn das Thema dich wieder sehr beschäftigt, suchst du Schlaues dazu im Internet.
Oft ist Sex einfach zu mühsam, obwohl man ihn auf der anderen Seite gerne hätte!
Sex mit sich selber, also Selbstbefriedigung, geht vielleicht gerade noch, weil man es mehr in seinem eigenen Takt machen kann und auf niemanden sonst achten muss.
Beim Sex zu zweit ist die Investition zu gross, für das was man schlussendlich oft erhält. Und ist man sowieso am Limit, wird der Körper einsparen wo es am besten geht. Das hört sich vielleicht hart an, aber im Grunde ist es erst einmal eine sehr nützliche und ökonomische Reaktion um dich “am Leben zu erhalten”.
Das betrifft übrigens Frauen und Männer gleichermassen und hat sich in den letzten Jahren noch verstärkt.
Die Sexualität ist sehr komplex und nicht einfach ein on/off Mechanismus. Man setzt zum Beispiel all seine Hoffnungen auf den Urlaub, da gibt es Ruhe, da gibt es Zeit für Zweisamkeit, also erhofft man sich, dass man dann auch wieder Lust hat und wenn es ganz gut läuft, die Lust auch nach den Ferien auch noch erhalten bleibt. Das kann so sein, es kann aber leider auch ganz anders sein. Denn der Druck steigt: dann muss ich Lust haben, dann müssen wir Sex haben, dann muss es top sein.
Was meistens passiert ist, dass man sich immer weiter von sich selber entfernt. Man ist in den Gedanken und Überlegungen verhaftet. Vielleicht betrachtet man den Körper sogar irgendwie von aussen und überlegt sich, warum er jetzt wieder nicht “funktioniert”. Wo man ihm doch jetzt schon mal alles gegeben hat was er braucht, Sonne, Wärme, Zeit oder was immer es ist. Frust, Wut, Verzweiflung oder auch die Suche nach Schuld beginnt von neuem, manchmal stärker als zuvor.
Auch wenn viele sagen, das grösste Sexorgan ist das Gehirn, stimmt das nur bedingt und hilft kaum weiter. Aber das spiegelt eben auch das wider, wie viele Menschen die Sexualität erleben: hauptsächlich im Kopf, der Körper spielt eine untergeordnete Rolle, er ist nur das ausführende Organ. Und gleichzeitig ersehnen sich alle genau das Gegenteil: eine totale Erfüllung und nicht nur eine Erfüllung im Kopf.
Man sollte also wieder mehr in den Körper gelangen, wieder mehr spüren.
Aber wie geht das?
Mehr erfährst du im kommenden Kapitel.